Sonntag, 26. August 2012

TAG VIERZEHN: 108,2KM (GESAMT 1135KM), VON ULRICEHAMN NACH BERG


Ich finde mein Pfefferspray nicht. Also bin ich in dieser Nacht etwas unruhiger, als ich es sowieso schon bin. Die letzten acht Kilometer habe ich im goldenen Sonnenuntergangslicht nach einem Schlafplatz gesucht, konnte aber keinen finden, da in dieser Region annähernd jedes Stück Land entweder Naturschutzgebiet, Weide, Acker oder mit Häusern bebaut ist. Jetzt habe ich mein Zelt hinter einer Baumreihe am Straßenrand aufgebaut, auf einem Feld, das scheinbar nicht genutzt wird. Hier ist nur hohes Gras. Ich habe vorhin einen See zu meiner linken gehabt und er war riesig! Und morgen oder übermorgen werde ich den Vänernsee sehen — der ist bestimmt hundertmal größer! Ich stelle mir das fast wie ein Meer vor. Heute habe ich eine wichtige Entscheidung getroffen. Ich benutzte weiter den Radweg, von dem ich bereits gestern berichtet habe. Den Västgötaleden. Dann traf ich auf eine Stelle, an der ein anderer Radweg, der Sverigeleden, ihn kreuzte. Ich überlegte. Sah in meine Karten. Überlegte. Zählte Kilometerangaben zusammen. Und entschied! Ab jetzt fahre ich auf dem Schwedenradweg, von hier erst einmal nach Kristinehamn, von dort ein kurzes Stück über normale Straßen nach Nora und ab dort wieder auf dem Radweg nach Norden. 1700 Kilometer bis zur Norwegischen Grenze. Dann noch ungefähr 500.
Ich traf heute nach dem Einkaufen auf einen Mann: er sagte, es sei so kalt am Nordkap und der Weg durch die Wälder Nordschwdedens so eintönig.
Dann traf ich im Touristeninformationsbüro auf eine Frau, die — wie auch der Mann — schon am Nordkap war. Als sie mir von der wunderschönen Landschaft, den weißen Rentieren, die es nur dort gibt, und der Mitternachtssonne erzählte, standen ihr die Tränen in den Augen. Jeder müsse in seinem Leben wenigstens einmal dort gewesen sein, meinte sie. Ich wusste wieder, dass das, was ich tue, richtig ist. Und dass mein Ziel die Anstrengung Wert ist.
Heute habe ich beim Fahren (da ich ja auf dem fast unbefahrenen Radweg unterwegs war) erst Musik und schließlich ein Hörspiel gehört. Das hat sehr gut getan. Man denkt so gar nicht mehr an die Länge Strecke, die noch vor einem liegt. Man fährt einfach, genießt die Landschaft und hört zu. Vielleicht schaffe ich es ja, in Kristinehamn an ein WLAN-Netz zu kommen und mehr Hörbücher herunterzuladen.
Gute Nacht! Tom

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