Mittwoch, 22. August 2012

TAG ZEHN: 60,5 KILOMETER (GESAMT 734KM), VON KOPENHAGEN NACH TROLLHOLM

Ein sehr intensiver, sehr extremer Tag. Öresundbrücke, Malmö, Schweden, Gegenwind, Karten, Autobahn, Kälte, Wärme und jetzt das Zelt in Wald. Direkt bei einem Schild, dass auf Schwedisch — aber mit dem Wörterbuch auf dem Handy halbwegs verständlich — das Allemannsretten (Jedermannsrecht) erklärt und somit meine Anwesenheit hier unumstößlich legitimiert. Die Reise wird, habe ich das Gefühl, langsam zum Abenteuer. Jetzt ist es wirklich abends kalt und es weht stärker Wind über mein Zelt, in dessen Eingang ich gerade hocke und koche. Es ist nicht mehr ganz so einfach, Wasser zu finden. Vorhin habe ich es mir auf einem Friedhof geholt — hoffentlich keine Sünde. Hier im Wald und mit dem vielen Essen, das ich dabeihabe, denke ich natürlich auch an Tiere. Vor ein paar Nächten hat mich in Schwaan schon ein Igel mitten in der Nacht zu Tode erschreckt, was soll dann erst beim Elch passieren? Ein Mann aus meinem Zimmer in Kopenhagen sagte mir heute morgen, er fände es gut, wenn Menschen im Internet von Reisen wie der, die ich gerade mache, berichten. Die Strapazen, die diese Leute durchmachen müssten, ließen ihn sein eigenes Leben immer ein bisschen lockerer sehen und seine Probleme kleiner werden. Also, wenn das jemand liest, der es gerade schwer hat: Ich hatte heute auch mehrere Stunden wirklich starken Gegenwind, ständig sind Dinge vom Rad gefallen, ich bin halb aus Versehen auf eine Art Bundesstraße gekommen, wo alle 80 oder 100 fuhren, wurde angehupt, vom Wind fast in den Straßengraben geschmettert, dann wieder von LKW angesogen. Ich habe knapp eine Stunde einen Großmarkt für Lebensmittel erkundet, mich endlich wieder mit Nahrung eingedeckt und mich über die Preise gefreut, um an der Kasse bitter enttäuscht feststellen zu müssen, dass ich nicht “Mitglied” bin. Ich habe nicht die Bücher über den Schwedenradweg gefunden, die ich wollte und bei h&m in Malmö gab es noch keine Handschuhe, obwohl in Nordschweden die Temperaturen schon jetzt unter 10 Grad liegen. Also: Ihr seid nicht allein, ich mache auch was durch.;) aber am Ende des Tages ebbte der Wind ab und die Sonne begann stark zu scheinen. Es war kein schlechter Tag, sondern eben ein extremer und intensiver. Und ich freue mich schon darauf, mich an ihn zu erinnern. Schlaft gut! Das tue ich auch gleich — nach ein Paar Seiten Fahrenheit 451. Gute Nacht! Tom

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