Freitag, 31. August 2012

TAG NEUNZEHN: 102,1KM (GESAMT 1546), VON RAMSBERG NACH HALVARSGÅRDARNA

Mücken! Regen! In der Tasche ausgelaufene Milch! Mehrere Kilometer Kiesstrecke wegen Baustelle! Kein Müsli fürs Frühstück! … Zufriedenheit! Ich bin sehr froh, dass ich heute wieder 100 Kilometer geschafft habe. Und das, obwohl ich so lange für mein tolles Frühstück und das Einpacken gebraucht habe, dass ich erst um halb zwölf losfahren konnte. Und: der Brief mit meinen Geldkarten ist in dem Vandrarhem in Kristinehamn angekommen! Der Betreiber ruft mich gleich noch einmal an und dann klären wir, wohin er den Brief weiterschickt. Habe schon eine Idee. :) Ich dachte mir, ich schreibe heute mal über die ganzen kleinen Probleme, die ich jeden Tag wieder bewältigen muss. Die kleinen Unangenehmigkeiten. Zum Beispiel ist mein Zeltboden abends immer nass. Das liegt daran, dass sich über Nacht Kondenswasser an den Innenwänden des Außenzeltes bildet, das morgens nicht trocknet. Wenn ich das Zelt verpacke, läuft es dann durch die Schichten und bleibt am Boden. Also muss ich abends immer mit einem Handtuch alles abtrocknen. Das ist dann ungünstigerweise auch nass. Oder Folgendes: Manchmal, wenn ich von einem sehr niedrigen Gang auf das zweite große Zahnkranzblatt wechseln will, verkantet sich die Kette ganz komisch. Dann muss ich mehrmals runter- und hochschalten, bis es wieder geht. Oder meine Kleidung: Morgens ziehe ich mich warm an, dann ist mit immer am kältesten. Beim Fahren wird mir zu warm, also ziehe ich eine Pullover oder so aus. Durch den Fahrtwind ist das dann doch zu frisch, also etwas anderes an. Wenn ich dann Pause mache und der Wind mich nicht mehr ventiliert und kühlt, ist mir zu warm. Also wieder Sachen aus. Und wenn es dann noch regnet und Mann Regensachen in dieses komplexe An- und Ausziehen einzubauen hat, ist sowieso alles vorbei. Es ist außerdem generell extrem aufwendig, an die Kleidung heranzukommen. Denn ich habe sie in der linken hinteren großen Radtasche. Der Zugang zu dieser wird aber durch das Rack-Pack, die drei Spanngurte, darauf lagernde Wasserflaschen und Fahrradschlösser und die Zeltungerlage versperrt. Und – womöglich – Wäsche, die auf den hinteren Taschen trocknen soll. Und durch das Duschbad. Das Duschbad ist sowieso eine ganz eigene Sache. Es ist noch aus Dänemark. Die Flasche ist kaputt, sodass ich sie auf ganz besondere Weise – den Deckel gen Himmel – An meinen Taschen befestigen muss. Schon mehrmals ist es verrutscht und hat sich auf einer Tasche verteilt. Aber genug von den nervenden Kleinigkeiten. Wäre alles perfekt, wäre diese Reise langweilig. Ich habe eben mit dem Mann aus Kristinehamn telefoniert, er schickt den Brief morgen los. Ich höre einen Bach murmeln, er fliesst nur wenige Meter entfernt und trennt zwei Felder voneinander. Auf einem von ihnen, dem südlichen, steht mein Zelt.  Vorhin, als ich beim Zähneputzen in die dunkle Ferne der hier ziemlich freien Landschaft, in der die Sicht nicht durch Bäume versperrt wird, gesehen habe, blitze es zwischen den Bäumen. Dann wieder, weiter links. Immer wieder. Ein Zug fuhr durch den Wald. Es waren anscheinend kleine Entladungen zwischen den Oberleitungen und dem Zug selbst. Aber so hell, dass sie für einen Sekundenbruchteil den gesamten Himmel erhellten. Ich freue mich schon, morgen früh irgendwo einkaufen zu gehen! Ich habe überhaupt nichts mehr und heute den ganzen Tag keine Kaufhalle gesehen. Morgen komme ich aber in einen größeren Ort. Müsli! Milch! Kekse! Obst! Traubenzucker! Sowas steht auf der Einlaufsliste. Die es nicht gibt. Ich wünsche Euch eine gute Nacht und ebenfalls einen murmelnden Bach — auch, wenn nur phantasiert! Schlaft gut. Tom

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