Freitag, 22. April 2016

TAG 11: Vom Loch an Nid zum Loch an Fionha (ca. 18km)

Es ist wirklich erstaunlich, wie lange Zehen und Finger brauchen, bis sie aufgewärmt sind. Deshalb schreibe ich diesen Blogeintrag auch aus dem
Inneren des Schlafsacks, wo es zwar enorm wenig Frischluft, dafür aber Wärme für meine Finger gibt. 
Ich bin heute früh trotz Sonnenschein und tollen Aussichten etwas unmotiviert gestartet. Das lag vielleicht daran, dass es der erste Tag war, an dem ich kein ganz festes Ziel hatte. Je nachdem, wie schnell ich sein würde, wollte ich entweder nach Corrie Hallie und am Dundonell River schlafen oder 10 Kilometer weiter nach Inverlael, um mich von dort nach Ullapool mitnehmen zu lassen.
Gegen 14:00 bin ich dann in Corrie Hallie angekommen, mehr oder weniger entschlossen, dort zu bleiben und am Fluss zu schlafen. Doch um diese Zeit wäre es mir sehr merkwürdig vorgekommen, schon mein Zelt aufzubauen, weshalb ich irgendwie die unlogische Hoffnung entwickelte, dass es am Fluss ja vielleicht ein kleines Café geben könnte, in dem ich ein paar Stunden warten/ausruhen/Tee trinken könnte. Und urplötzlich tauchte vor mir ein "Open"-Schild auf. Ich war relativ verwirrt, da nirgendwo darauf hingewiesen wurde, was denn offen sei. Ich folgte einem kleinen Weg und kam nach dem Abstellen meiner Wanderstöcke in einem kleinen, sehr ordentlichen, vollen Laden an, der Dinge verkaufte, wie man sie bei Nanu-Nana findet. Nur, dass sie in der Region in Handarbeit hergestellt wurden. In der Hoffnung, nach einem Café in der Nähe fragen zu können, wartete ich im Laden — peinlichst darauf bedacht, keine Tasse mit meinem Rucksack von einem Regal zu wischen —, bis eine Frau hereinkam und mich nach wenigen Worten der Begrüßung fragte, ob ich Tee oder Kaffee wolle. Völlig verdattert sagte ich, Tee, danke. 
Es waren drei große Tassen in dar Kanne und es gab Kekse dazu! 
Es stellte sich heraus, dass die Frau jedem, der den Cape Wrath Trail läuft, Tee kocht, da sie sonst nichts in Corrie Hallie bekommen können. Ist das nicht toll?:)
Ich bin schließlich noch weiter gegangen und habe im Matsch dieses Berggrades tatsächlich eine halbwegs trockene und ebene Stelle gefunden. Morgen muss ich so nur ca. vier Kilometer laufen!:)

1 Kommentar:

  1. Was für eine schöne Geschichte, Tom. Ein magischer Moment. Als würde man sich etwas wünschen, von dem "der Geist der Gegend" längst weiß, dass es da ist. Er hat es dir längst zugeflüstert: "Tee! Gleich! Halte noch ein bisschen durch!"

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