Sonntag, 16. Juni 2013

TAG ZWEIUNDZWANZIG: Von Bellingham zum Byrness Hill (ca 15,5 Meilen)

Ich habe heute etwas über Midges gelernt — über diese kleinen Insekten, so groß wie Fruchtfliegen und so unliebsam wie Mücken: Es dauert ein bisschen, bis sie bemerken, dass man sich nicht mehr bewegt und ALLE zu einem kommen. Ungefähr so lange, wie es dauert, sein Zelt halb aufzubauen.

Dieses gehört zu einer Reihe von kleinen Unglücksfällen, die heute passiert sind. So stachen mich nicht nur die Midges und zwangen mich, das Zelt panisch wieder abzubauen, alles zu verpacken und davonzueilen, sondern mir lief auch eine Wasserflasche im Rucksack aus. Eigentlich nicht besonders schlimm, die besonders wichtigen Sachen bewahre ich ja in wasserdichten Packbeuteln auf. Aber mit dem Schlafsack und der Luftmatratze gehe ich schon lange nicht mehr so um, weil sie dadurch viel umständlicher zu verpacken sind. Sie waren ganz unten. Dort, wo das Wasser hinläuft. Jetzt ist mir trotzdem ziemlich warm, von der Nässe spüre in nichts mehr.
Außerdem war der Weg an manchen Stellen — interessanterweise besonders, nachdem ich von den Insekten vertrieben worden war und eigentlich keine große Lust hatte, mehr weiterzulaufen, hatte ich meinen Rucksack doch schon einmal erleichtert ins Gehölz geworden — eine Katastrophe. So schlammig und nass, dass man eher eine Art Moonwalk den Berg hinauf durchführte. Und das zwischen dichten, dunklen Nadelbäumen und vielen, vielen Midges.
Und zuletzt ging heute morgen der Geldautomat in Bellingham nicht mehr, der gestern noch funktioniert hat. Also muss ich jetzt ein paar Tage mit der Kreditkarte und den verbliebenen 34 Pfund auskommen. Der nächste Geldautomat erwartet mich in Jedburgh, in drei Tagen.

Und obwohl alle diese unangenehmen oder unerwünschten Dinge passiert sind, war es doch ein absolut wünschenswerter Tag. Ich war draußen. Bin gelaufen. Habe viel geschafft, besonders für den Tag nach zwei Tagen Pause. Und gerade diese Dinge sind es, aus denen ich lerne, die ich später erzählen werde und die ich überstanden habe. Gäbe es keine Herausforderungen auf dem Weg, hätte ich auch zu Hause bleiben können. Man wird sich eher an die Nacht mit Gewitter und Sturm im Gebirge im Zelt erinnern, als an die ruhige auf einer friedlichen, blumenbestandenen Waldlichtung.
Ich bin also froh, dass mir das alles passiert ist. Wenig Wasser habe ich übrigens außerdem noch. Ich hoffe, dass ich morgen an einem Fluß oder Bach vorbeikomme: zwei Tage nur Berge ab jetzt.

Die Cheviots. Das wird toll.

Gute Nacht an alle!
Euer Tom :)





2 Kommentare:

  1. Tom!, ich sehe Wasser auf einem deiner Fotos. Wenn ich es sehe, siehst du es auch. Ich höre jetzt also sofort auf, mir Sorgen wegen deiner schwindenden Vorräte zu machen...
    Die Midges haben die schottische Grenze überflogen...
    Du bist fast 30 Kilometer gelaufen. Ich bin sehr sehr froh, dass es dir wieder gut geht...

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  2. Wieviele Stiche? Ich zähle ca 60 von den Sandflys von gestern.

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