Donnerstag, 20. Juni 2013

TAG SECHSUNDZWANZIG: Von Milngaive zu einem 216 Meter hohen Berg am Rande des Garadhban Forest (ca. 16 Meilen)

Und wieder ist das, was mich, während ich das schreibe, am meisten beschäftigt, eine bestimmte Art sehr kleiner Mücken. Sie sind überall, die Midges. Ich habe es gerade so geschafft, das Zelt aufzubauen und mich, alle meine Besitztümer mit mir reißend, mit einem Hechtsprung hinein zu retten. Alles war hier drin. Es war ein wenig eng, aber ich konnte sogar kochen und mein Abendessen verspeisen und dann langsam, nachdem ich so schnell ich konnte alles Essen hinausgestellt hatte, meine Luftmatratze über mir aufblasen. Unter mir geht nicht, denn dann hätten meine Lungen ja praktisch die Kraft aufbringen müssen, meinen ganzen Körper nach oben zu drücken. Und neben dem Eingang zu sitzen hätte mich zur Verzweiflung gebracht. Also über mir. Es war ein wenig so, als würde man im eigenen Grab liegen und selbst immer mehr Erde hineinschütten.
Doch irgendwie habe ich es geschafft, all die Sachen und den Menschen unten und die Matte oben die Plätze tauschen zu lassen. Und jetzt ist es hier im Zelt fast so wie sonst. Nur habe ich den Rucksack noch neben mir und nicht in der kleinen Apsis. Denn wenn ich ihn hinaushieven würde, hätte ich danach bestimmt zwanzig kleine Midges mit mir hier drin.

Zum ersten mal probiere ich heute etwas, das eigentlich ganz selbstverständlich und unspektakulär klingen mag, das Gefühl des Wildcampens abe extrem verändert: Ich habe den Eingang des Außenzeltes aufgerollt und offen gelassen. So ist man nicht mehr länger erst draußen — wo ich jetzt sowieso nicht wäre — in der Wildnis und dann drinnen im schönen, warmen, sicheren Zelt mit den positive Assoziationen weckenden orangefarbenen Innenwänden. Sondern man ist dort drinnen, in dem sicheren Raum und sieht durch das Fenster aus Gaze im Innenzelt hinaus. Das ist fast wie Fernsehen. :) Oder der Blick aus dem warmen Zimmer eines Leuchtturms hinaus auf die windgepeitschte, verregnete See.
Ich sehe hinunter auf eine Ecke des dichten Waldes, an dessen Rand ich zelte und auf eine große Moorebene, an deren Enden in der jetzt dunstigen Ferne sich die Berge, die den Loch Lomond überragen, befinden. An diesem Ser werde ich morgen entlangwandern. Als ich kleiner war, waren wir bereits einmal dort und ich erinnere mich an einen langen Holzsteg und klares, sehr tiefes Wasser und Steine, die man in der Tiefe genau erkennen konnte.

Nach einem glücklichen Einkauf in einem riesigen Supermarkt, der all die Sachen, die ich immer kaufen wollte, in den kleinen Supermärkten aber nie bekommen habe, gleich dreimal hatte, bin ich heute erst spät, um halb zwei, losgewandert. Die Strecke war ziemlich ereignislos und bot vor allem wenige weite Blicke. Es ging durch dichte grüne Wälder und dann lange entlang einer alten Eisenbahnlinie, deren Gleise man nicht mehr sieht. Immer zwischen Kuhweiden entlang, aber nur über eine hinüber. :) wenn ich an einem stabilen Zaun stehen und sie beobachten kann, finde ich Kühe toll. Und wir uns die Seite des Zauns nicht teilen.
Zweimal bin ich an 'Vertrauensläden', an denen man gegen Hinterlassen eines kleinen Obolus etwas mitnehmen durfte, vorbeigekommen. Für mich war es eine Dose Cola.

Jetzt bete ich noch ein bisschen für Wind morgen früh, damit ich ohne Midges abbauen kann. Denn Abbauen dauert lange. Vor allem, weil das Zelt doch zuerst in den Rucksack muss. Also wenn kein Wind ist, der die kleinen Viecher wegblasen kann, packe ich alles im Zelt zusammen und hänge dieses dann erstmal außen an den Rucksack. In diesem Moment fällt mir ein, dass ich heute morgen meine Handtücher auf dem Campingplatz vergessen habe.
Ein Problem. Das man auf jeden Fall lösen kann.
Fortsetzung folgt ...
morgen. :)

Gute Nacht!
Euer Tom

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